Was tun, wenn man leidenschaftlich gerne wandert, die Gesundheit aber eine Pause verlangt? Für Werner Jungbeck und seine Frau bedeutete das: umdenken – und neu losfahren. Im Gespräch erzählt Werner, wie aus einer gesundheitlich bedingten Einschränkung eine neue Leidenschaft entstanden ist: das Radwandern.
Das Paar aus Dormagen, bekannt durch ihren YouTube-Kanal „Wundervolle Wanderwelten“, war viele Jahre zu Fuß auf Fernwanderwegen unterwegs – von Tageswanderungen bis zu großen Touren über die Alpen. Doch eine Achillessehnen-Erkrankung machte das Wandern für seine Frau zunächst unmöglich. Der Bewegungsdrang aber blieb. Und so fiel die Entscheidung, aufs Fahrrad umzusteigen – nicht zuletzt auch aus nostalgischen Gründen, denn schon als junges Paar waren sie mit ihren Kindern auf dem Rad unterwegs entlang von Rhein und Mosel.
Der Sprung aufs Rad: Von 0 auf Tour
Die Entscheidung fiel schnell – und die Umsetzung noch schneller. Innerhalb einer Woche wurden Räder und Ausrüstung beschafft. Am nächsten freien Wochenende ging es direkt los: die Niederrheinroute sollte die erste Radreise werden. Ein mutiger und spontaner Start in ein neues Kapitel, der ganz bewusst nicht minutiös durchgeplant war. Stattdessen setzten die beiden auf Flexibilität, Spontanität – und gute Vorbereitung durch langjährige Wandererfahrung.
Wandern vs. Radwandern: Zwei Welten, ein Ziel
Im Gespräch wird schnell klar: Obwohl Wandern und Radwandern sich ähneln, unterscheiden sie sich in vielen Punkten deutlich. Während man beim Wandern tief in die Natur eintaucht, abseits der Zivilisation unterwegs ist und sich durch Wälder und Berge bewegt, bleibt man beim Radwandern meist näher an Infrastruktur, fährt über asphaltierte Wege, durch Dörfer und kleine Städte – mit allen Vor- und Nachteilen. Dafür sind größere Distanzen möglich, und man bekommt ein viel weiteres Bild der Umgebung.
Auch die körperliche Belastung ist anders. Zwar fährt man oft deutlich mehr Kilometer am Tag, doch gerade in bergigem Gelände ist Wandern körperlich fordernder. Hinzu kommt: Das Fahrrad selbst ist eine potenzielle Fehlerquelle. Werner berichtet etwa von technischen Problemen mit der Kette gleich zu Beginn der Tour – etwas, womit sich Wanderer seltener beschäftigen müssen.
Filmen auf dem Fahrrad: Zwischen Kamera und Klingel
Werner und seine Frau dokumentieren ihre Touren regelmäßig auf YouTube – und das bringt neue Herausforderungen mit sich. Während sich beim Wandern Kamera und Mikrofon noch relativ einfach handhaben lassen, wird es auf dem Rad schnell kompliziert. Der Lenker ist voll: Handyhalter, GoPro-Halterung, Klingel, Rückspiegel – der Platz wird knapp. Auch beim Ton gab es erste Learnings, etwa beim Umgang mit Windgeräuschen. Trotzdem: Die ersten drei Etappen der Niederrheinroute sind bereits online – und bieten einen sehr authentischen Einblick in das neue Abenteuer auf zwei Rädern.
Planung, Packen, Übernachten: Was Radreisende wissen sollten
Die beiden planen ihre Touren meist mit Komoot – allerdings ohne Tracking, denn das kostet zu viel Akku. Die Route selbst wird vorher grob erkundet, besondere Spots zum Filmen und Pausieren herausgesucht. Übernachtet wird spontan – meist mit Booking.com. Das hat sich auch schon bei früheren Wanderungen bewährt, etwa bei der Alpenüberquerung. Und auch bei der Radreise war das unkompliziert: Fahrräder wurden meist sicher und trocken untergebracht, der Akku des E-Bikes lässt sich in der Regel auch im Hotelzimmer laden.
Beim Packen hilft die Wandererfahrung: Drei Garnituren Kleidung reichen, gewaschen wird abends im Zimmer. Der größte Platzfresser? Die Technik. Kameras, Akkus, Drohne – eine Tasche ist nur für Elektronik reserviert.
Die Niederrheinroute – sechs Etappen voller Entdeckungen
Die Tour selbst führt durch bekannte und weniger bekannte Orte zwischen Dormagen und Duisburg. Highlights waren unter anderem das mittelalterliche Zons, die Römerstadt Neuss, das beeindruckende Kloster Kamp bei Kamp-Lintfort mit seinen barocken Gärten sowie historische Städte wie Rheinberg und Orsau. Auch Industrieflair in Duisburg und überraschend grüne Stadtwälder gehörten dazu. Jede Etappe hatte ihren eigenen Charakter – von ländlicher Ruhe über Kirchen und Gutshöfe bis zu urbanem Leben und imposanter Hafenkulisse.
Wie geht es weiter?
In Zukunft wollen Werner und seine Frau das Radwandern beibehalten – parallel zum Wandern, wenn es gesundheitlich wieder möglich ist. Erste Ziele sind bereits ins Auge gefasst: der Werra- und Weserradweg, eventuell in Kombination mit dem Elberadweg bis Dresden. Vielleicht auch irgendwann wieder der Rhein – diesmal ganz entspannt zu zweit. Und als großer Traum steht noch ein Klassiker auf der Bucketlist: der Pacific Crest Trail – von der mexikanischen Grenze bis hoch nach Kanada.
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