Die Akku-Kapazität ist eines der zentralen Entscheidungskriterien beim Kauf eines E-Bikes – und gleichzeitig eine der meist missverstandenen Komponenten. Viele Käufer:innen orientieren sich an möglichst hohen Wattstunden (Wh), doch größer ist nicht immer besser. Denn der ideale Akku hängt stark vom tatsächlichen Einsatzzweck ab – und von einer Vielzahl weiterer Faktoren, die die Reichweite beeinflussen. In diesem Beitrag zeigen wir, wie du den richtigen Akku für deinen Bedarf findest, welche Hersteller welche Systeme anbieten und worauf du bei der Auswahl wirklich achten solltest.
Was bedeutet die Akkukapazität eigentlich?
Die Kapazität eines E-Bike-Akkus wird in Wattstunden (Wh) angegeben. Sie beschreibt, wie viel Energie ein Akku speichern kann. Einfach gesagt: Je höher die Wh-Zahl, desto mehr elektrische Energie steht dem Motor zur Verfügung – und desto länger kannst du theoretisch mit Unterstützung fahren. In der Praxis ist das jedoch keine fixe Reichweitenangabe, sondern ein Richtwert, der stark von äußeren Einflüssen abhängt.
Typische Kapazitätsklassen:
- 300–400 Wh: Kompakte Stadt- oder Leichtbikes
- 500–625 Wh: Standard für Pendler, Trekking- und Allround-Bikes
- 700–900+ Wh: Für sportliche Touren, E-Mountainbikes oder Lastenräder
- Doppelakkus: Zwei verbundene Akkus für extra lange Reichweiten, z. B. bei Lastenrädern oder Expeditionsbikes
Mein E-Bike ist aktuell das Cube Kathmandu Hybrid EXC 750 mit einem 750er Akku. Ich bin sehr zufrieden, wenngleich mir für meine Art der E-Bike Touren auch ein 500er Akku ausgereicht hätte. So bin ich aber auch gut gerüstet, wenn es mal weitere Strecken ist oder ich einfach den Zeitraum des Ladevorgangs durch den größeren Akku etwas mehr strecken kann.
Die neuen E-Bikes heutzutage haben meist keine 300er oder 400er Akkus, aber es gibt ja auch gute gebrauchte E-Bikes, die man durchaus berechtigterweise und je nach Einsatzszenario fahren kann.
Reichweite ist relativ: Diese Faktoren beeinflussen die Akkuleistung
Oft liest man Aussagen wie „bis zu 120 km Reichweite“ – aber das ist bestenfalls ein Idealwert. In der Praxis hängt die tatsächliche Reichweite von vielen Faktoren ab:
- Fahrergewicht und Beladung: Mehr Masse = mehr Energieverbrauch
- Unterstützungsstufe: Wer ständig auf „Turbo“ fährt, leert den Akku viel schneller
- Geländeprofil: Hügel, Anstiege und rauer Untergrund fordern den Motor stärker
- Fahrstil: Wer vorausschauend und gleichmäßig fährt, spart Energie
- Reifenwahl und -druck: Grobstollige MTB-Reifen rollen schlechter als schmale Trekkingreifen
- Außentemperatur: Kälte kann die Leistungsfähigkeit von Lithium-Ionen-Akkus deutlich senken
Tipp: Nutze bei Tourenplanungen oder Neukauf unbedingt Reichweiten-Rechner der Hersteller. Sie berücksichtigen viele dieser Faktoren und geben realistischere Einschätzungen.
Welcher Akku für welchen Einsatzzweck?
Die richtige Akkuwahl hängt maßgeblich davon ab, wie du dein E-Bike nutzen möchtest. Hier ein Überblick:
Stadt- und Alltagsradler:innen
Wenn du dein Bike hauptsächlich für kurze Strecken, Einkaufsfahrten oder tägliches Pendeln in der Stadt nutzt, reicht meist ein Akkupaket mit 400–500 Wh völlig aus. Du sparst damit Gewicht, Kosten und Ladezeit.
Tipp: Achte bei Citybikes darauf, ob der Akku entnehmbar ist – das erleichtert das Laden in Mietwohnungen oder Büros.
Pendler:innen
Wer täglich 20–40 km pendelt, evtl. mit Steigung oder Gegenwind, ist mit einem 500–625 Wh-Akku gut beraten. So kommst du auch bei widrigen Bedingungen zuverlässig hin und zurück.
Tipp: Kalkuliere Reserven ein – niemand fährt gern mit leerem Akku heim, weil der Rückweg bergiger ist als gedacht.
Touren- & Trekkingfahrer:innen
Für längere Tagesetappen, Radreisen oder sportlichere Wochenendausflüge lohnt sich ein größerer Akku mit 625–750 Wh. Je nach Route kann auch ein Zusatzakku oder ein Doppelakku-System sinnvoll sein.
Tipp: Plane bei Mehrtagestouren Ladepunkte oder Zwischenladungen ein – viele Cafés, Hotels und Bike-Stationen bieten mittlerweile Lademöglichkeiten an.
E-Mountainbike
Wer sich in bergigem Gelände oder auf Trails bewegt, braucht mehr Leistung – auch weil der Energieverbrauch in ständig wechselndem Terrain steigt. 625–750 Wh sind hier Standard, manche Bikes bieten 900+ Wh oder Range Extender (Zusatzakku im Flaschenhalterformat).
Tipp: Achte auf ein gutes Verhältnis von Gewicht zu Leistung – ein riesiger Akku hilft wenig, wenn er das Fahrverhalten träge macht.
Lastenräder
E-Lastenräder transportieren häufig schwere Lasten oder Kinderanhänger. Hier sind Akkus ab 625 Wh Pflicht, DualBattery-Systeme mit 1.000+ Wh oft sinnvoll.
Tipp: Setze auf bekannte Systeme mit hoher Verfügbarkeit von Ersatzakkus – besonders bei gewerblichem Einsatz zählt die Zuverlässigkeit.
Weitere Entscheidungskriterien
- Ladezeit: Größere Akkus brauchen länger – Schnellladegeräte verkürzen diese, sind aber optional
- Entnehmbarkeit: Besonders in Städten wichtig, wenn keine Steckdose an der Garage vorhanden ist
- Reparierbarkeit: Austauschbare Zellen sind nachhaltiger, aber selten bei integrierten Akkus
- Garantie und Service: Achte auf Kulanzregelungen, Softwareupdates und Support
Fazit: Der beste Akku ist der, der zu deinem Leben passt
Wer den Akku passend zum Einsatzzweck wählt, fährt effizienter, günstiger und leichter. Während Tourenfahrer:innen und Lastenradnutzer:innen mit großen Akkus richtig liegen, sind sie für Alltagsnutzer:innen oft überdimensioniert. Eine pauschale Empfehlung à la „Mehr ist besser“ geht am Bedarf vorbei.
Unser Tipp: Plane mit realistischen Reichweiten, informiere dich über dein Nutzungsverhalten – und probiere verschiedene Systeme aus. Ein gutes E-Bike erkennt man nicht nur am Akku, sondern am harmonischen Zusammenspiel aus Motor, Steuerung, Rahmen und Ausstattung.
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